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2016-12-07

Der Keulen- und Problemberg (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Die Stadt Pulsnitz will wieder Gastronomie auf den Gipfel bringen. Leicht wird das nicht.

Von Reiner Hanke

Zu den Attraktionen auf dem 413Meter hohen Oberlichtenauer Keulenberg gehören der Aussichtsturm, die Ruine des Bergschlösschens und ein Obelisk. Für die Kinder schufen die Bergfreunde einen Spielplatz. Die Stadt Pulsnitz will den Gipfel wieder mehr beleben und wieder Gastronomie auf den Berg bringen.
Zu den Attraktionen auf dem 413 Meter hohen Oberlichtenauer Keulenberg gehören der Aussichtsturm, die Ruine des Bergschlösschens und ein Obelisk. Für die Kinder schufen die Bergfreunde einen Spielplatz. Die Stadt Pulsnitz will den Gipfel wieder mehr beleben und wieder Gastronomie auf den Berg bringen.
© Matthias Schumann
Oberlichtenau. Den letzten Hinweis in Oberlichtenau auf eine Gipfelgastronomie oben auf dem Keulenberg hat die Stadt Pulsnitz inzwischen entfernen lassen. Es tue weh, die enttäuschten Ausflügler zu erleben, heißt es. Leider ist der Gipfel nicht nur ein Ausflugs-, sondern auch ein Problemberg. Dennoch zeigt sich die neue Pulsnitzer Bürgermeisterin, Barbara Lüke entschlossen, den Gipfel auf dem städtischen Areal wieder touristisch zu beleben. Sie sehe etliche Gründe, warum der Berg so bedeutend für die Stadt und die Region ist. Es ist der Berg der Heimat und gerade für die Oberlichtenauer ein starkes Identitätssymbol und ein sehr emotionaler Berg. Es ranken sich immer viele Geschichten und Gerüchte um das, was sich dort tut. Nicht alles stimme.

Bergsingen war Touristenmagnet

Dazu kommt die touristische Bedeutung für Ausflügler. Und der Berg als Veranstaltungsort. Wer erinnert sich nicht an das Bergsingen als Touristenmagnet. Der Verfall auf dem Gipfel schmerze alle, die den Gipfel lieben umso mehr, wenn sie anderswo sehen, wie schön sich so ein Gelände mit Gastronomie entwickeln lässt: „Das ist ein unglaubliches Ärgernis“, so Barbara Lüke. Die Kommune habe in der Vergangenheit viele Chancen verpasst, diesen Berg zu fördern: „Die Politik hat es mit dem Berg nicht gut gemeint.“ Unverständlich sei das für sie. Mit dem Besitzerwechsel auf dem privaten Gipfelareal mit dem Telekomturm sei es für die Stadt nicht leichter geworden. In einem Gebäude dort war zuletzt über Jahre die Bergbaude. Die Gipfelwirte hatten zugleich das Imbissangebot auf städtischer Seite in ihrer Regie. Mit dem Umbau zur sozialtherapeutischen Wohnstätte für Jugendliche mit Suchtproblemen endete die Gipfelgastronomie vorerst. Sie habe inzwischen mehrere Gespräche zum Keulenberg geführt, so Barbara Lüke, u. a. mit Bürgermeister Jürgen Kästner von Großnaundorf als einer der Anrainerkommunen. Die wolle sie enger einbinden. Mit dem neuen Besitzer und dem Betreiber des Jugendprojekts auf dem privaten Gipfelareal habe sie sich ebenfalls zusammengesetzt. Die Kommunikation sei allerdings nicht so flüssig, wie sie es sich wünschen würde, sagt die Bürgermeisterin diplomatisch.

Medienversorgung ist das A und O

Für jedwede Nutzung ist die Medienversorgung das A und O. Die ist eng mit der früheren Baude verwoben. Die gibt es nicht mehr als solche. Bisher wurde der städtische Imbiss jedoch von den Baudenbetreibern mit betreut. Das ist Geschichte, und die Stadt muss sich gastronomisch völlig neu orientieren. Das Abwasser sei kein Problem. Einen Elektroanschluss zu schaffen, sei ebenfalls eine lösbare Sache. Komplizierter sieht es mit dem Trinkwasser aus. Über die Lage der Leitungen gebe es sehr unterschiedliche Ansichten, vor allem ob und wo sie das städtische Terrain berühren, um problemlos anbinden zu können. Denn bisher gibt es keinen Wasseranschluss: „Wir müssen das prüfen und warten noch auf Unterlagen dazu. Dann sehen wir, wie es weitergeht.“

Überdies müsse die Stadt natürlich jemanden finden, der die Wanderbaude betreibt. Die Stadt setzt dabei auch auf die Zusammenarbeit mit dem Heidebogen als touristische Gebietsgemeinschaft. Bei der Wandererversorgung denkt Barbara Lüke nicht nur an den Kiosk Goldene Wurzel. Der Gipfel biete ja noch mehr Möglichkeiten. Zum Beispiel der Pavillon neben dem Spielplatz mit der befestigten Fläche davor und dem Lindengarten. Dort könnten die Wanderer ebenfalls sehr schön rasten.

Wanderer wollen gern ihr Bier

Auf den Ausschank von Alkohol weitgehend zu verzichten, wie es die Betreiber des Sozialprojektes wollen, das lehnt die Rathauschefin ab. „Viele Wanderer wollen auf dem Gipfel zumindest ein zünftiges Bier oder einen Radler trinken.“ Da sei kaum Verhandlungsspielraum. Verhandlungen werden aber nötig sein, um die Erschließung dort oben für die Stadt zu erleichtern. Dazu gehört die Toilettenfrage. Das von der Kommune errichtete WC-Gebäude befindet sich jetzt hinterm Zaun auf dem Privatgelände und ist nicht mehr zugänglich und nutzbar. Das hätte sich nie so entwickeln dürfen, ärgert sich die Rathauschefin. Das Stück hätte unbedingt ausgegliedert werden müssen. Entweder es komme noch ein Kompromiss dazu zustande oder die Stadt müsse etwas Neues schaffen. Zum Knackpunkt könnte auch der Weg auf den Gipfel werden. Das beginnt schon beim Winterdienst. Wer ist letztlich verantwortlich? Denn die Trasse ist keine öffentliche Straße. Etwa 30 Eigentümer teilen sich hinein. Zu klären sei, wie sie mit dem Weg umgehen wollen. Dieser Umstand hat an Bedeutung gewonnen, seit dem Besitzerwechsel auf dem privaten Gipfelareal und dem neuen Nutzer mit seinem Sozialprojekt. Letztlich müsse die Stadt auch sehen, wie der Betreiber sein Projekt entwickeln will, ob er es ausbaut und ob die Straße dem noch genügen kann. Fest stehe, wenn einer der privaten Eigentümer die Straße dichtmacht, werde es schwierig, auf den Gipfel zu kommen.

Um den Problemberg abzutragen, werde die Stadt ein bis zwei Jahre brauchen. So ist es derzeit schwierig, eine Prognose zu wagen, wann es wieder Gastronomie geben wird und erneut ein Hinweisschild dafür aufgestellt werden kann.

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