Aus derm Oberlichtenauer Heimatbuch
Abschrift aus dem Heimatbuch von 1999
Text: Dieter Kunath, Oberlichtenau

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Der Keulenberg

Geographische Lage und Namensentstehung:

Zu den schönsten Höhen des Lausitzer Berglandes gehört der Keulenberg. Er hat nach Angaben alter Messtischblätter, die sich auf die auf dem Berg befindliche Königlich- Sächsische- Vermessungssäule von 1860 beziehen, eine Höhe von 413 Metern.

Der Keulenberg gehört zur Gemeinde Oberlichtenau und liegt ca. 20 km nördlich der Landeshauptstadt Dresden, ungefähr in der Mitte der Strecke zwischen den Städten Pulsnitz und Königsbrück. Er überragt die ihn umgebenden Täler mit den darin meist waldhufenförmig angelegten Dörfern Gräfenhein, Reichenau, Reichenbach, Oberlichtenau, Großnaundorf und Höckendorf um ca. 200 m. In einer Niederschrift des Dresdner Verlagers Hermann Schmidt kann man folgendes über die Höhe des Berges erfahren: „Die Höhe des Augustusberges (Die im Jahre 1818 erfolgte Umbenennung des Keulenberges blieb ohne dauerhafte Wirkung. Amn.d.Red.) kann man auch daraus abnehmen, dass man als vor mehreren Jahren Astronom Hach in Gotha auf dem Seeberg daselbst Feuer anzündete und Raketen steigen ließ, beider auf dem Augustusberge, wiewohl nur schwach wahrnehmen konnte.“
Das ist schon bemerkenswert, man kann ihn aber nicht nur von weitem sehen, sondern auch der Fernblick vom Keulenberg ist beachtlich. Verschiedene Aufstiege und Wandwege ringen dem Wandere bei der Besteigung einigen Respekt ab.  
Der Berg ist der westlichste Ausläufer der Lausitzer Berg- und Hügellandschaft. Zum Bergmassiv, mit geringerer Höhe, gehören der kleine Keulenberg, der Vogelberg, der Karschberg und der Hubrigberg.

Das Bergmassiv ist sowohl durch seine geographische Lage als auch durch seine Geschichte für uns interessant. In den Jahren 1938 und 1974

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unter Schutz gestellt, gehört es zum „Landschaftsschutzgebiet Westlausitz“.

Der Berg soll Vulkanischen Ursprungs sein. Die herausragenden Felsgruppen könnten die Überreste eines Vulkankraters darstellen. Das Gestein wird als Granodiorit bezeichnet und bildete bei seiner Entstehung matratzenförmige übereinanderliegende Schichten; es ist deshalb auch unter der Bezeichnung Schollengestein bekannt. Die durch die Schichtung entstandenen Zwischenräume sind wohl die Ursache für die in den Sagen beschriebenen Höhlen und Gänge.

Bereits im 18. Jahrhundert wurde festgestellt, dass der Berg hauptsächlich aus zwei Granitarten besteht: Biotitgranit und Zweiglimmergranit. Feldspäte, Quarz und Biotit sind weitere verbreitete Gesteinsarten. Aus dem Gestein schufen die Menschen der Umgebung später z.B. Fenster- und Türgewände, Säulen aller Art und Viehtröge.

Woher hat der Berg seinen Namen und warum ist er für alle so interessant?

In grauer Vorzeit als die germanischen Stämme im Urwalddickicht um den zur dieser Zeit „Radewitz“ genannten Berg zogen, um Beute zu machen, nutzte man ihn als heidnische Opferstätte; es gibt aber keine Anhaltspunkte für Menschenopferungen. Es ist bekannt das dem Wendengott „Radegast“ auf einem Steinaltar Tieropfer dargebracht worden sind, daher der Name „Radewitz“. Die später hier ansässigen Sorben bezeichneten den Berg als „Kulm“ oder „Kolm“.

1213 wird der Berg in einer Grenzurkunde als „montis Radebize“ bezeichnet. Offensichtlich diente er damals als Grenzzeichen. Noch 1349 schien die lausitzer Grenze über den Berg verlaufen zu sein. Burggraf Hermann von Golsen besaß die Hälfte des Lehens als „medietatem montis Kulenberg“. Da beide Gipfel, der große und der kleine Keulenberg miteinander durch eine Kuhle, (heutige Bezeichnung ist Sattel, früher Erdkuhle, Vertiefung usw.) verbunden sind, finden wir 1346 im Meißner Bistumsmatrikel den Namen „Kulenberg“. Möglicherweise ist diese Bezeichnung Ausgangspunkt für die späteren gebräuchlichen Namensvarianten.

Die Bauern nutzten die Berghänge zur Hutung und zum Feldbau. Feldbau, allerdings in vereinfachter Form, betrieb man bis zum Gipfel. Daher auf alten Karten des Staatsarchives Dresden von 1593 die Bezeichnung: „Feldt drofen“. Im gleichen Jahr schreibt Oeder auf Landkarten vom „Keulenbergk“. Im sogenannten „Hain“, in Richtung Karschberg, erinnert der „Schafborn“ (Tränke) an die früher stark betriebene Schafzucht. Die Steinwälle auch als „Pferche“ bezeichnet, sind manuell aufgesetzte Flur- und Grundstücksbegrenzungen. Der Bau von Pferchen sollte einen natürlichen „Schutz vor wilden Tieren“ bilden.

1647 schreibt Pfarrer Lohden zu Langhennersdorf vom „Kailberg“. Zu den „Drei großen Landpredigern“ zählt ihn 1662 Pfarrer Ehrenhaus aus Pulsnitz und nennt ihn „Keulenberg“. („Keulenberg, Eierberg, Gückelserg, welche von der Reue, dem Glauben und dem Gehorsam predigen“).
Diese Bezeichnung birgt einige Rätsel in sich. Nannte man ihn so wegen seiner äußeren Form als durchgeschnittene Keule? Mehrere einzeln stehende keulenartige Granitgebilde ragen auf dem Plateau aus dem Boden. Auch sie könnten zur Namensbildung beigetragen haben. Oder stammt dieser Name aus dem Wortstamm entsprungenen Veränderungen des Namens Kulenberg?
Im 19.Jh. Kommt ein neuer Name hinzu. Der Berg wird im Jahre 1818 in „Augustusberg“ umbenannt. Dieser Name setzte sich jedoch offiziell und im Volksmund nicht durch, und es blieb

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bis zum heutigen Tage die Bezeichnung Keulenberg.
Schon immer war dieser Berg ein Wallfahrtsort, wurde bedichtet, besungen, gezeichnet; berüchtigt und bekannt wegen des geheimnisvollen Treibens von Riesen, Nixen und Kräuterweiblein, auch von Gold und anderen Schätzen ist in vielen Sagen die Rede. Besonders die Bergmännchen, die „Virinculos Montanos“, sollen den Menschen viel Gutes getan haben.
Der Sage nach ist auf dem Keuelnberg ein großer Schatz vergraben, welcher von einem „feuerigen Ziegenbock“ bewacht wird. In alten Überlieferungen spricht man von Klöstern, welche sich je am Südost- und Nordwesthang des Berges befunden haben sollen. Verbürgt sind wohl auch beim Bau einer Kegelbahn merkwürdige Münzfunde, sogenannte „Engelsgroschen“. Diese Silbermünzen prägte man in der Zeit von 1497 bis 1559 im sächsischen Raum. Schließlich sollen auch vorgeschichtliche Bronzeringe, laut einem Lausitzer Magazin von 1885, als Zeugnisse einer heidnischen Begräbnisstätte zwischen Keulenberg und Vogelberg gefunden worden sein.
Flora und Fauna des Berges
Bedingt durch die geografische Lage und klimatischen Bedingungen, die teilweise rauhe Wettererscheinungen mit sich bringen, wird die Westseite des Berges als Wetterscheide bezeichnet. Wir finden an den Hängen einen noch relativ Stieleichen, meine Kiefern, Espen, Lerchen, richten, Buchen, Eschen, Schwarzer Holunder, Hirschholunder u.a.
Früher wuchsen auch Weißtannen, Orchideen und fleischfressende Pflanzen wie z.B. Sonnentau. An einigen Stellen standen Arnika und andere Heilkräuter. Frühlingsfingerkraut, Heidenelken, Sandthymian begegneten uns genauso wie viele Beerenarten. Durch Überdüngung in den letzten Jahrzehnten haben sich hautsächlich stickstoffliebende Pflanzen verbreitet. Trotzdem erfreuen und Blüten in vielen Farben. Sie bieten Kleingetier und Insekten Lebensraum und Nahrung. Während der Herbstzeit ist der Tisch der Natur reichlich gedeckt. Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren und vor allem viele genießbare Pilzarten sind zum finden. Kleine Feldgehölze zeigen typische Baumarten unseres Hügellandes, so die Hainbuche, Winterlinde, Stieleiche und Vogelkirsche.
Verschiedene Froscharten nutzen natürlich die künstlich angelegte Nass- und Sumpfgebiete als Laichgewässer. Diese bilden gleichfalls einen idealen Lebensraum für unterschiedliche

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Pflanzen- und weitere Tierarten. Solche Lebensräume sind als ökologisch wertvolle Bereiche unserer Kulturlandschaft besonders erhaltens- und schützenswert.
Durch industrielle Forstwirtschaft hat sich das Aussehen unseres Waldes stark verändert. Es gibt keinen „Urwald“ mehr. Lediglich kleine Bereiche haben sich als naturnahe Waldgesellschaften erhalten; als Flächennaturdenkmal ausgewiesen, werden für deren Erhaltung und Pflege besondere Anstrengungen unternommen.
Untrügliche Zeichen der starken Verschmutzung durch verschiedenste Umweltgifte sind geschädigte und absterbende Bäume.
Die Vielfalt an Tierarten dieser Gegend ist bewundernswert. Neben Durchzug von Schwarz- und Rotwild ist das Rehwild als Haupttierart am Keulenberg verbreitet. Fuchs, Dachs, Eichhörnchen und viel Kleingetier tummeln sich zu entsprechenden Tageszeiten in der schönen Bergewelt.
Seit kurzem fliegen der Sperlingskauz, andere Eulenarten, Schwarzspecht sowie seltenen Schmetterlinge wieder in den Wäldern. Seltener zeigen sich Brachvögel und Schnepfenarten.
Auf Grund der Lage als westlichster Ausläufer des Berglandes bekommt die Westseite das Wetter aus erster Hand, die ersten Fröste, den Wind, Gewitter, Hagel und Schnee usw. zu spüren. Deshalb sind die Eichen auf dem Gipfel als Krüppeleichen nicht höher gewachsen. Vom Wasserhaushalt des Keulenberges versorgten sich die umliegenden Ortschaften. Aus den „Keulwiesen“ führt einen ergiebige Wasserleitung nach Königsbrück. Kleine Bäche an der Westseite nutzten die Vorfahren zur Verkieselung von Bauholz, welches hauptsächlich für die Fertigung von Mühlrädern bzw. Dachstühlen Verwendung fand. Aus den noch vorhandenen Weißtannen bauten später Zimmerleute die früher ebenfalls zur Silhouette des Berges gehörenden Vermessungs- und Aussichtstürme.
Durch eine Nachtragsordnung des Reichsnaturgesetzes 1935 hatte der Regierungspräsident zu

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Dresden/ Bautzen weitere 31 Naturdenkmale unter Schutz gestellt:
„...Unter den neuerdings in das Naturdenkmalbuch eingetragenen Naturdenkmal befindet sich nun auch der markanteste Punkt unserer Königsbrücker und Westlausitzer Heimat: der Keulenberg, dessen noch zur Ortsflur Niederlichtenau gehörender Gipfel von jetzt ab unter Naturschutz steht. Der Naturschutz erstreckt sich auf die nächsten Umgebung des Gipfels. Sie ist in einem Umkreis von 150 Metern mitgeschützt...“
So sollten die landschaftlichen Schönheiten unserer engeren Heimat geschützt und erhalten bleiben.
Besiedelung
Erste Siedlungsfunde des westlichen Teiles des Oberlausitzer Berg- und Hügellandes stammen aus der Bronzezeit. Es ist draußen zu schließen, dass bereits diese Menschen den Urwald nutzbar gemacht haben.
Aus verschiedenen Niederschriften ist bekannt, dass in grauer Vorzeit die germanischen Stämme der Semnonen durch den Urwald und um den Berg zogen. Etwa im Jahr 270 n. Chr. Wanderten die Germanen in südlichere Gegenden. Sie ließen ihren bisherigen heimatlichen Boden zurück, weil der Lebensunterhalt zu kärglich wurde. Die slawische Besiedlung mit den Sorben begann viele Generationen später. Um das Jahr 1200 zogen deutsche Stämme ein, z.B. Thüringer und Franken. Während der weiteren Besiedlung unserer Umgebung machten sich die Menschen an den Hängen des Berges sesshaft.
Das brachte einige Vorteile, vor allem aber konnte das Hochwasser in den Ansiedlungen keinen Schaden anrichten. Vermutlich sind die unter der heutigen Bezeichnung bekannten Flurstücke, wie Mauerwiese, Mühlwiese usw. wirklich bewohnte und zu Ortschaften zugehörigen Grundstücke gewesen. Auch Teste von Trockenmauern könnten Hinweise auf die Anfänger der Besiedlung sein. Andere Forschungsergebnisse verweisen jedoch auch darauf, dass Ortsnamen häufig aus Bezeichnungen früherer Waldungen und ihrer Bestockung herrühren sollten.
Blickt man von der Ruine in westlicher Richtung, liegt unmittelbar vor uns der Vogelberg, dahinter das verträumt- malerisch wirkende Dörfchen Gräfenhain. Es soll einst das Dorf Hainichen gewesen sein. Durch die Bewirtschaftung des gräflichen Anwesens rückte es weiter vom Berg ab. Damals wurde von Grafen- Hainichen gesprochen, woraus dann der heute Ortsname Gräfenhain wurde.
Typisch für die Neuzeit ist die zunehmende Besiedlung und die Errichtung neuer Dorfformen mit den entsprechenden Baustilen. Vor allem Waldhufen- und Straßendörfer prägen die Landschaft unserer Heimat. Große Teile der Felder und Wälder, selbst der Keulenberg, gehörten einst zur Herrschaft von Pulsnitz, ehe sie von 1438 bis 1839 Eigentum der Rittergutsbesitzer von Oberlichtenau waren. Anschließend gingen sie in Bauernbesitz über.

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Wesentliche geschichtliche Daten

Als 1733 die Gräfin Friederike Sophia von Holtzendorff auf der westlichen Höhe des Berges ein Jagdschlösschen errichten ließ, begann der zeitliche verbürgte Abschnitt in der Geschichte des Berges. Das Bauwerk war sechseckig, zweigeschossig und mit schönen Freskenmalereien an den Wänden versehen. Zwischen der mittleren und der westlichen Felsklippe wurde eine meterhohe Steinrampe aufgeschichtet, die die Errichtung des Jagdschlösschens und den Zugang erst ermöglichte. Wir können heute noch ein wenig nachempfinden, wie schön die Aussicht von diesem Häuschen in das weite flache Land gewesen sein muss. Was könnten die Steine der Ruine über die bewegte Geschichte des Gipfelgebietes alles erzählen!
Zu diesem Zeitpunkt entstand die Tradition der alljährlichen Schützenfeste am „Mariä- Heimsuchungstage“, dem 02. Juli. Dieses mehrtägige Volksfest mit Scheibenschießen erfreute sich großer Beliebtheit. Aus allen Gegenden zogen Schützen zu dem Spektakel. Der gekürte Schützenkönig erhielt vom Oberlichtenauer Schlossbesitzer einen silbernen und mit Gold beschlagenen Becher im Wert von 15 Talern. Als Zugabe wurden noch bis zu 10 Taler hineingelegt. Heinrich Graf von Brühl, der um 1744 das Oberlichtenauer Schloss erwarb, wie auch seine Nachfolger stifteten jährlich diesen Ehrenpreis. Zelte und Verkaufsstände wurden zu diesen Festtagen aufgeschlagen, der ganze Berg war voller Leben. Um 1800 soll der letzte Becher vergeben worden sein, weil die wirtschaftlichen Verhältnisse des Schlossbesitzers die Stiftung des Preises nicht mehr erlaubten. Damit endete die Tradition der Schützenfeste. Überreste des Schießstandes sind unterhalb der Ruine heute noch zu erkennen.
Während des Siebenjährigen Krieges, im Jahre 1760, marschierte ein österreichisches Armeekorps mit 10000 Mann durch Pulsnitz in Richtung Lichtenberg auf das sogenannte „Heufuder“ und bezog dort das Feldlager. Am 05. Juli des Jahres eilte der Preußenkönig Friedrich der Große mit Truppen aus Richtung Ortrand herbei, um den Feind zu überrumpeln. Von Reichenau aus soll der König von Preußen mit mehreren Generälen von einem Hofknecht auf den Keulenberg geführt worden sein. Dieser, ahnungslos, hielt den König nur für einen Offizier. Im Berghäuschen wurde Kriegsrat abgehalten. Dem Knecht wurde immer unwohler und er versuchte, sich aus dem Staub zu machen.
Der König bemerkte das und rief:
„Bleib Er hier, Er kann alles hören, Er wird doch keinen Krieg gegen mich machen!“
Geschickt umging zwar das preußische Heer den Feind, doch dieser konnte, ohne einen Schuss abzugeben, in Richtung Radeberg ausweichen. Damit ist Großnaundorf der zweifelhafte Ruhm,

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als Schlachtfeld in die Geschichte einzugehen, erspart geblieben. Friedrich der Große zog mit seinem Heer über Pulsnitz nach Bautzen ab.
Im Jahre 1818, in Vorbereitung auf das 50jährige Regierungsjubiläum des Königs von Sachsen, August der Gerechte, gründeten Untertanen und Vaterlandsfreunde einen Bergverein. Dazu steht in verschiedenen Chroniken folgendes zu lesen:
„Das erhabenste Fest, welches das sächsische Volk je gefeiert hat, die goldene Gedächtnisfeier das Regierungsantrittes des geliebten Königs stand bevor. Da vereinigte sich deine Anzahl von Vaterlandsfreunden in der Umgebung des Berges, namentlich zwischen und in den Städten Königsbrück, Pulsnitz, Radeberg und‚ Radeburg, um die überströmenden Gefühle der Freude, der Verehrung und Liebe und des Dankes, welche dieses für das Vaterland so glückliche Ereignis in jedes Sachsen treuer Brust erweckte, auch ihres Teils zu verlautbaren und wählte diesen Keulenberg zum Schauplatz der freudigen huldigen.

Der "Bergjubelverein" beschloss einmütig, aus diesem Anlass eine Gedächtnissäule auf dem Berggipfel zu errichten und den Namen des Keulenberges zu Ehren des Landesvaters in "Augustusberg" umzubenennen. Er scheute weder Anstrengung noch Kosten, selbst das heruntergekommene Berghäuschen musste renoviert werden. Dem "Bergjubelverein" gehörten 242 Mitglieder an, wovon nur zwei aus Oberlichtenau stammten. Die Herrschaft von Oberlichtenau beteiligte sich nicht an den Vorbereitungen und der Durchführung. Zum Zeitpunkt des Festes stritten sich die Besitzer in Oberlichtenau über das Erbe des hiesigen Schlosses.

Aus einem großen Granitblock, welcher auf der Gräfenhainer "Viewig" lag arbeiteten zwei Steinarbeiter, Johann Gotthelf Buhle aus Lomnitz und Johann Christoph Schirge aus Höckendorf, mit zehn Gehilfen an einem Entwurf des Königsbrücker Finanzkommissars Elsaßer mühevoll eine Gedächtnissäule heraus. Neben vielen Erschwernissen gestaltete sich der Transport auf den Keulenberg über Höckendorf und Großnaundorf als sehr kompliziert. Die Wege waren unbefestigt. Von Großnaundorf aus fuhr man "Niederhaufens Weg", dann über Felder und durch den Wald zum Gipfel. Der Obelisk bestand aus vier einzelnen Teilen und konnte daher auch nur getrennt transportiert werden. Das erste Stück des Postamentes (ca. 24 Zentner schwer) wurde am 07. September 1818 mit 6 Ochsen, der Würfel, auf welchem der eigentliche Obelisk steht (50 Zentner) am 10. September mit 18 Ochsen, der Sims (12 Zentner) am 11. September mit 4 Ochsen und der 22 Fuß hohe

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Obelisk mit stolzen 60 Zentnern am 16. September bei Mondschein mit 18 Ochsen auf den Berg gefahren. Die Auffahrten dauerten zwischen 9 und 11 Stunden. Den Höhepunkt dieser meisterlichen Leistung bildete ohne Zweifel das Errichten des Denkmales. Zimmermeister Kühn aus Gräfenhain baute zu diesem Zweck ein hohes stabiles Gerüst über den Felsen. Die zur Hand gehenden Arbeiter waren schon während des Bauens großen Gefahren ausgesetzt, und gerade in dem Augenblick, als die Säule aufgesetzt werden sollte, zersprengte das mächtige Gewicht den Kloben. Die Säule stürzte herunter und wie durch ein Wunder blieb sie heil. Die anwesenden ca. 50 Menschen blieben unverletzt und kamen mit einem Schrecken davon. Nach großem Aufwand und mit Ausdauer und Geschick gelang es am Vorabend des Festes unter lautem Jubel und Anstimmung des Liedes "Nun danket alle Gott" dennoch, die Säule zu errichten. Der Vereinsvorstand fuhr am gleichen Tage noch nach Pillnitz zum König und erbat die "allerhöchste Genehmigung" zur bevorstehenden Veranstaltung mit der ersehnten Namensänderung des Berges. Mit einem enormen Kostenaufwand wurde ein weiterer freier Platz für die Berittenen, Schützengilden, Kanonenzüge, Ehrengäste und Teilnehmer des Jubelfestes von fleißigen Helfern gestaltet. Mit Böllerschüssen, Pauken und Trompeten, Tanz und Festschmaus in einem riesigen eigens dafür errichteten Zelt verliefen die Tage. Man zählte die Gäste am Festtage und an den folgenden Wochenenden, an denen noch immer gefeiert wurde, nach Tausenden. Obwohl zu Tagesbeginn der großen Feier der Berg wie so oft in Nebel gehüllt war, zeigte er sich bald von der allerschönsten und sonnigen Seite. Ein berittener Geschützzug aus Radeburg kam mit vier Sechspfündern (Geschütze), vollzähliger Bedienung und 69 Pferden. Den Beginn der Festlichkeit verkündete ein siebenmaliger Kanonendonner. Jungfrauen und Greise, Vertreter von Vereinen, Staats- und Kriegsbeamte aus den nächstliegenden Ortschaften und Städten hatten sich eingefunden. Die Festrede des Hofrates Böttiger schloss mit den Worten: "Das ganze Land ist eine Opferflamme! Heil unserem König, heil dem ganzen Stamme!"

Einen weiteren Höhepunkt erlangte das ausklingende Fest mit dem Bergfeuer. Es muss ein erhebender Augenblick gewesen sein, denn zu diesem Zeitpunkt wurden auf allen umliegenden Bergen ebenfalls Freudenfeuer entfacht.

Den Mitgliedern des "Bergjubelvereins" wurde eine besondere Würdigung zuteil. Sie erhielten die ausführliche Beschreibung de Vorbereitung und des Verlaufes des Festes in Buchform übergeben. Noch Wochen nach den Feierlichkeiten strömten Tausende auf den Gipfel, welcher noch immer den Eindruck eines großen Jahrmarktes erweckte. Das Jubelfest wurde zum Jahrhundertfest des Berges. Es ist fraglich, ob es ein derartiges Ereignis noch einmal geben wird. Kein geringerer als Ludwig Richter fertigte zu dieser Feier, wie auch zu anderen Motiven des Berges, mehrere eindrucksvolle Kupferstiche an.

Am 18. Dezember 1833 raste ein Orkan über den Gipfel und riss das Dach des Berghäuschens mitsamt dem Obergeschoss herunter. Wände und Teile des Dachstuhls lagen zerschmettert in der Tiefe Seit dieser Zeit ist die Ruine ein Wahrzeichen des Keulenbergs, und es entstand die

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Sage von der Riesenburg. 1847 schrieb der Dichter Stern im Epilog seiner Bergeswidmung:

"Wie nennt man dort des Berges lust'ge Zinne, Die freundlich sendet ihren Gruß, Die unsre Väter lud zum frohen Sinne, Zur steilen Wallfahrt ruft des Wandrers Fuß? Von alter Zeit her, s' ist ja bekannt, - Wird diese Höhe- Keulenberg- genannt.

Verklungen ist des Lustgetümmels Stimme, Nur selten irrt dahin noch Lust und Lieb'; Und Sturm und Wetter löschen rasch im Grimme, Was der Gemeinsinn einst dort niederschrieb. Ruinen flüstern trauernd, - öd und kahl- "Bald sind auch wir nicht mehr!" ins weite Tal."

Im Jahre 1860 wurde auf dem Keulenberg die Station für mitteleuropäische Gradmessung eingerichtet und im Auftrag der Landesregierung eine "Königlich- Sächsische Vermessungssäule" zur Landesvermessung errichtet. Es handelte sich um einen Vermessungspunkt 1.Ordnung. Die Vermessungsarbeiten wurden von der "Königlichen Polytechnischen Schule" Dresden durchgeführt.

Im Jahre 1863 kaufte Ferdinand Bürger aus Oberlichtenau dem Bauern Gottlieb Anders aus Niederlichtenau den Gipfel mit dem nun bereits bekannten Ausflugsziel ab und errichtete darauf eine neue "Restauration". Diese wurde am 4. September 1865 mit einem Festtag eingeweiht. Schon von großer Entfernung sah man die weithin leuchtende schwarz- rot- goldene Fahne wehen.

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Seit dieser Zeit können sich Wanderer nach einem beschwerlichen Aufstieg beköstigen. Der kurze Zeit später eingerichtete Tanzsaal brannte bereits 1868 wieder ab. In diesen Jahren entstanden ebenfalls eine Freilandkegelbahn auf dem westlichen Teil des Ausflugsgeländes und ein in den Felsen gemeißelter Brunnen an der mittleren Felsgruppe. Im Jahre 1869 erhielt das Gasthaus ein zweites Stockwerk und einen Tanzsaal mit Parkett. Vorerst betrieb die Generation der Bürgers die Gastwirtschaft nur im Sommerhalbjahr. Im Winter lebten sie in Oberlichtenau und gingen dem Schneidergewerbe nach. Aber durch den aufkommenden Wintersport und die wachsende Wanderfreude hatte die Bergwirtschaft schon bald ganzjährig geöffnet.

Zu jeder Jahreszeit hat unser Berg etwas Besonderes für das Auge des guten Beobachters und Naturfreundes zu bieten Um die gute Aussicht von verschieden Stellen des Plateaus noch zu verbessern, ließ der Bergwirt um 1890 auf der höchstgelegenen Feldgruppe einen hölzernen Aussichtsturm über die bereits vorhandene Königlich- Sächsische Vermessungssäule von 1864 zur Freude der vielen Bergbesucher bauen. Am Fuße des Aussichtsturmes auf einer Felsplatte steht seit dem 10. September 1899 das Bismarckdenkmal. Es wurde vom Pulsnitzer Bildhauer Heinrich Sachse gefertigt und feierlich enthüllt.

Nachmittags 16.00 Uhr kündigte wiederum ein Böllerschuss den Beginn der Feierlichkeiten an. Musik wurde gespielt, Festreden gehalten, und die Mitglieder der sogenannten "Keulenbergkonferenz" (Lehrer der Umgebung) sangen: "Wie könnt ich dein Vergessen". Hermann Schäfer aus Oberlichtenau sprach allen Mitwirkenden den herzlichen Dank aus. Unter dem Bronzebildnis von Bismarck sind folgende Worte gemeißelt:

"Was Bismarck uns errungen Des Volkes Einigkeit, lasst alle treu uns halten bis in die fernste Zeit" 1815- 1898 Errichtet 1899

Im Januar des Jahres 1901 fiel der hölzerne Aussichtsturm heftigen Stürmen zum Opfer. Zum Glück entstand an den Gebäuden kein Schaden. Noch im gleichen Jahr errichteten Oberlichtenauer Zimmerleute einen neuen Turm, der bereits in den Sommermonaten eingeweiht wurde. Auf diesem brachte der Eigentümer bereits die ersten Sicht- und Hinweisschilder zur Orientierung für die Aussicht an. Während eines Gewitters, wenige Wochen später schlug der Blitz in eine

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dieser Kupfertafeln ein und zerstörte diese.    

In dieser Zeit entwickelt die bereits erwähnte "Keulenbergkonferenz" besondere und nachhaltige Aktivitäten zur Erhaltung der Ausgestaltung des Ausflugszieles. Es waren Lehrer die sich wöchentlich auf "ihrem Berg" zum Erfahrungsaustausch trafen. Noch heute sind einige Ergebnisse ihrer von Heimatliebe und Traditionsbewusstsein geprägten Tätigkeit zu sehen: Sie pflanzten zu herausragenden Gedenktagen die "Schillerlinde" und die "Körnereiche", setzten dazu jeweils einen Stein mit Inschrift und ehrten damit große Söhne deutscher humanistischer Tradition. Sie brachten ebenfalls Am Felsen mit der Augustussäule ein Bronzebildnis König Alberts an. Dieses Bildnis ist jedoch in den Kriegswirren des zweiten Weltkrieges oder kurz danach abhanden gekommen, heute ist nur noch die herausgearbeitete Fläche zu erkennen.

Der Berg genoss zur damaligen Zeit bei Ausflüglern eine besonders hohe Wertschätzung. Die gute Gastwirtschaft trug sicher mit dazu bei. Selbst eine "Mondscheinwandergruppe" aus Königsbrück erklomm regelmäßig den Gipfel. Manch wundersame Begegnung, manches Naturerlebnis voller Emotionen, eine geschlossene Freundschaft und echter Stammtischhumor fanden sich in den Gästebüchern wieder; wie zum Beispiel der folgende Vers:

"Guten Morgen, kleiner Zwerg! Der du bewachst den lieben Berg, Geh nun zu Bett und ruhe aus, Denn jetzt beschirmen wir dies Haus!"

Kleiner Festlichkeiten gehörten und gehören zum Alltag auf dem Keulenberg. Besonders erwähnenswert ist jedoch der Himmelfahrtstag, der seit jeher ein Fest für die Familie auf dem Berg war, mit Schaustellern, Pfefferkuchen, Musik und Tanz. Alljährlich ist dieser Tag Anlass für Tausende, damals wie heute, mit Freude und zur Erholung über den Berg zu pilgern.

Im Jahr 1954 beschloss eine Handvoll kulturell sehr engagierter Oberlichtenauer Bürger, eine besondere Festlichkeit auf dem Berge zu veranstalten. Es wurde ein Bergfest, was zu dieser Zeit in nah und fern Begeisterung und Bewunderung hervorrief. Selbst heute haben viele Menschen noch immer eine besondere emotionale Bindung an diese Tage. Im Mittelpunkt des Volksfestes stand eine Theateraufführung, welche die Sagenwelt unseres Keulenberges lebendig werden lässt:

Die deutsche Kultur ist unteilbar!  

"Keulenberg droben- sagenumwoben"          

Interessant und bezeichnend für die damalige Zeit war, dass das Fest auch unter einer politischen Losung stand, die ebenfalls über den Titel des Theaterstückes im Programm gedruckt zu finden war. Ein buntes Spiel für große und kleine Leute


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Nannten es die Autoren Gerhard Kühne, Erich Böhme und Herbert Kirfe.  

Paul Mütze als Inspizient, Helmut Geißler und Walther Meißner als Bühnenbildner und Rudi Kummer als Verantwortlicher für technische Einrichtungen sowie die vielen Oberlichtenauer Laienkünstler erreichten mit ihrer Mühe einen großen und nachhaltigen Erfolg. Gegen Ende des Stücks spricht der Berggeist folgende Worte:

"...Doch Kinder, wozu soviel Lärm und Lob? Ich hielt's für meine Pflicht , euch von der Knechtschaft wieder frei zu sehen! Singt mir zum Dank das Lied von unserem Berg..."

Das war die Geburtsstunde des Keulenbergliedes, getextet und komponiert von Herbert Kirfe. Aus Anlass dieses Festes wurde das gern gesungene Lied geschrieben und uraufgeführt. Mittlerweile überschritt diese Melodie die Grenzen unseres Heimatortes, und mancher Wanderer pfeift es auf fremden Pfaden in fernen Landen. Sogar in Australien hat es Freunde gefunden.

Zum Schluss der Aufführung spricht der Berggeist einen prophetisch anmutenden Satz:

"Wie das mein altes Herz erfreut! Ein freies Volk auf freiem Berg..."

Diese Worte, damals vielleicht unter dem Eindruck eines noch nicht allzu lange beendeten verheerenden Krieges und der damit verbundenen Hoffnung auf eine glückliche und friedliche Zukunft geschrieben, sollten in jenen Jahren noch Traum, nach Jahrzehnten Demütigung doch endlich Wirklichkeit werden.

Stellvertretend für eine vielfältige Sagenwelt des Keulenberggebietes soll an dieser Stelle die wohl bekannteste erwähnt werden:

"Ein Bauer fuhr mit Holz aus Richtung Gräfenhain kommend nach Pulsnitz. Als er bald den Erlös dafür in der Tasche hatte, vertrank er denselben unterwegs in einem Wirtshause. Im Dunkeln und angetrunken lenkte er seine Pferde in falsche Richtungen und verirrte sich auf dem Heimweg. Es drückten ihn schwere Sorgen, was würde wohl sein Weib sagen, wenn er so spät und ohne Geld heimkehrte? Plötzlich trat aus dem Waldesdunkel hinter einer mächtigen Tanne ein kleines bärtiges Männchen hervor, welches ihn nach seinen Kummer befragte. Der Bauer erzählte recht ausführlich den Hergang. Der kleine Wicht forderte ihn auf. "Sprich zu deinem Weibe, dass du gar nicht verkauft hättest und lade dir deinen Wagen hier im Keulenbergwald und meinem Revier wieder voll, dann wird dich deine Frau in Ruhe lassen." Der Bauer befolgte dankbar diesen Rat, jedoch wurde die Last den Pferden bald zu schwer, sie keuchten und blieben laufend stehen. Der Bauer hielt es für geraten, alles wieder abzuladen. Nur wenige Späne waren am Wagen hängengeblieben. Schon lange schlief seine Frau, als er ankam. In aller Frühe stand der Bauer morgens auf. Er besah sich seinen Wagen und zu seinem Erstaunen fand er Goldspäne zwischen den

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Wagenteilen. Jetzt erst fiel bei dem Bauern der Groschen, schleunigst suchte er am Keulenberg noch mal nach dem Zwerg; dieser ward aber nie wieder gesehen. Der Bauer verkaufte das Gold beim Goldschmied für gutes Geld, machte seinen Hof schuldenfrei und wurde sogar noch zum reichsten Mann seinen Ortes."

Die Bergwirte in neuerer Zeit

Die wechselhafte Geschichte des Berges spiegelte sich auch im Betrieb der Bergwirtschaft wieder. Im Jahre1936, nach dem Tod des Bergwirtes Bürger, verpachteten seine Erben die Wirtschaft an Herrn Arthur Höntzsch aus Pulsnitz. Da er mitsamt seinem privaten Motorrad zur Wehrmacht eingezogen wurde, betrieb seine Frau allein das Geschäft bis kurz vor Ende des 2. Weltkrieges. Nach Beendigung dieses furchtbaren Krieges zerstörten Einheimische nicht nur die von der Luftwaffe genutzten Funkanlagen, sondern plünderten auch die Bergbaude. Nach umfangreicher Renovierung verpachteten Bürgers Erben an eine Frau Klette. Familie Höntzsch kaufte im Jahre 1951 vom Erben Fritz Bürger das Areal mit Baude, Ruine, Aussichtsturm und dazugehörigem Grundstück (Flurstück 76a). Am 7.06.1953 zogen Anni und Arthur Höntzsch jetzt als neue Besitzer auf dem Keulenberg ein. Frau Klette verzog nach Seifersdorf. Auch nach dem Einzug waren weitere umfangreiche Reparaturarbeiten am Gebäude notwendig. Die Gastwirtschaft der Familie Höntzsch erlangte schnell einen guten Ruf, denn es sprach sich schnell rum, dass es bei "Höntzschens" zu jeder Tages- und Nachtzeit Speis und Trank und eine Bleibe gab. Ein jeder Gast war stets gern willkommen, und bei einer heißen Brühe oder bei einer Bockwurst mit Limonade wurde immer ein nettes Wort gewechselt. Dafür waren die Wirtsleute bekannt. Auch die gediegene und gemütlich eingerichtete Gaststube entwickelte diese besondere, heimliche Baudenatmosphäre. Alle Gäste wurden nach dem anstrengenden Aufstieg zum Gipfel für diese Mühe mit einem Gruß vom "Keulenbergzwerg" belohnt, der in der Nähe des Einganges zum Lindengarten in einer kleinen Grotte den Berg "bewachte". Die noch existierenden Gästebücher aus dieser Zeit spiegeln die damalige rege Wander- und Unternehmungslust wieder. Oft trafen sich Familien und andere Gesellschaften aus der Umgebung, um ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden bei Musik und Tanz zu feiern. Niemand ahnte es, und auch die sagenumwobene Zauberkraft des "Keulenbergmännchens" konnte nicht verhindern, dass die Familie Höntzsch bereits neun Jahre später, am 24. April 1962, zum Verkauf ihres Grundstücks durch die Staatsmacht gezwungen wurde. Für Grundstück, Gebäude mit Möbel, Geschirr, Besteck und Gaststättenwäsche erhielt die Familie Höntzsch

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eine Gesamtsumme von 17.000 DDR-Mark. Einen Teil dieser Summe bekam noch ein Enkel des früheren Besitzers, und für den Rest wurde der Familie Höntzsch der Kauf eines "Trabant de Lux" gewährt. Als Ersatz bot man ihr das Betreiben der Konsumgaststätte in Oberlichtenau an. Welch eine "großzügige Geste"! Aber der Verlust war für das Bergwirtspaar zu schmerzlich. Nichts konnte dieses Unrecht auch nur annähernd ausgleichen. Stark an Asthma leidend starb Arthur Hötzsch bereits zwei Jahre später, und Anni Höntzsch zog danach in ihr Haus nach Bretnig zurück.    

Aussichten vom Turm

Der östliche Felsen trägt einen Eisernen Aussichtsturm, nachdem die zwei hölzernen Vorgänger dem Zahn der Zeit zum Opfer fielen. Der fast neun Meter hohe Turm, erbaut vom Oberlichtenauer Mühlenbaumeister Wilhelm Franke, wurde am 10. Mai 1925 feierlich, allerdings bei schlechtem Wetter, eingeweiht. Nach traditionellem Böllerschuss, kurzen Festreden, der Hauptrede von Bruno Kummer und der Schlüsselübergabe an den Besitzer Alwin Bürger wurde der Tag mit Tanz und Buntfeuerwerk beendet. Pikanterweise sei zu erwähnen, dass der Turm ein Schwarzbau war, weil dafür keine Baugenehmigung eingeholt wurde. Der Turm durfte aber stehen bleiben, nachdem Besitzer und Baufirma mit einer Ordnungsstrafe belegt wurden...

Durch seine Günstige Lage erhält der Besucher

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einen wunderbaren Ausblick in die nähere und weitere Umgebung. Bei bestimmten Wetterlagen sind außergewöhnliche Fernsichten möglich. In östlicher Richtung erkennt man die sanften Höhen des Lausitzer Berglandes mit dem Schwedenstein, dem Sybillen- oder Hochstein, dem Valtenberg, etwas südlicher die in den Abendstunden hell erleuchtete Burgstadt Stolpen sowie die Berge der Böhmischen Schweiz mit dem Jested , die klaren auf gleicher Höhe liegenden Umrisse des Elbsandsteingebirges mit dem Lilienstein und dem Königstein. Nach Süden hin liegen die Dresdner Heide mit dem Fernsehturm und am Horizont die Höhen des Osterzgebirges. Vom Raum Dresden sind lediglich der Flughafen Dresden- Klotzsche, die Coschützer Höhen, der Windberg und die Kesselsdorfer Höhen erkennbar Bei klarem Wetter erscheint die "Halsbrücker Esse" in dieser Richtung. Nach Westen schimmern aus den Moritzburger Wäldern die Dächer des Großen Jagdschlosses hervor, dem Elbtal folgend ragen die Domspitzen von Meißen und in weiterer Entfernung der Colmberg bei Oschatz in die dunstige Landschaft. Blicken wir in nördliche Richtung, so sehen wir im Vordergrund Königsbrück mit dem sich anschließenden ca. 70 km² großen geschichtsträchtigen Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Er ist schon Bestandteil des sich anschließenden weiten flachen Landes.

Klar und deutlich heben sich die Reste der ehemaligen DDR- Großindustrie und der Braunkohletagebaue aus der endlos erscheinenden Ebene hervor: Schornsteine und Kühltürme von Chemie- und Kraftwerken.

Wie ein wundervolles Landschaftsgemälde zeigt der Keulenberg dem Besucher die reizvolle Umgebung. Wer einmal Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang erlebt hat, vergisst das entzückende Farbenspiel auf Wald und Flur nicht so schnell und kommt gern an diesen Ort zurück.

Militärische Nutzung und die Geschichte des Berges nach dem 2. Weltkrieg

Landschaftliche Besonderheiten, wie Flüsse, Täler, Berge und Höhenzüge nahmen in den strategischen und taktischen Überlegungen militärischer Führungskräfte in der Kriegsgeschichte immer einen bedeutenden Platz ein. Die exponierte Lage des Keulenberges nutzten -zig Generationen von Militärs unterschiedlichster Waffengattungen zur Durchsetzung ihrer Interessen.

Im Jahre 1936 baute das Deutsche Reich für Vermessungszwecke einen 64m hohen Holzgerüstturm auf dem Gipfel. Zu dieser Dreiecksvermessung gehörten ebenfalls Messpunkte auf der Landeskrone und der Lausche. Diese

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Aktivitäten waren der Beginn der militärischen Nutzung zur Vorbereitung auf den II. Weltkrieg. Bis zu diesem Jahre waren die Waldgrundstücke einschließlich des Gipfelgebietes Privateigentum. In der folgenden Zeit kaufte der Reichsfiskus ein großes Stück der Bergkuppe den Besitzern ab und begann in den Jahren 1939/40 mit dem Bau militärischer Einrichtungen auf dem Berg. Die auf den Keulenberg führende Straße wurde weiter befestigt und ausgebaut, jedoch die im Zusammenhang damit stehenden Eigentumsfragen sind bis heute ungeklärt.

Die Funkstation, erbaut durch erste Kriegsgefangene, diente als sogenannte "Funkbrücke Ost" der Flugleitung der Flugsicherung der Luftwaffe z.B. im Nordmeer und für das Territorium um den geplanten Wasserflughafen von Großenhain.

Mit einem hohen Aufwand an Menschen, Material und Technik entstanden in kürzester Zeit ein Wachhaus, ein Wirtschaftstrakt und ein Funkgebäude mit zwei eisernen Antennenträgern auf der östlichen Bergseite. Zum Bau wurde hauptsächlich Granit, Stahlbeton und Holz verwendet. An den Fenstern, die aus Luftschutztechnischen Erwägungen heraus lichtdicht abgeschottet werden konnten, sind Splitterschutzwände angebracht. Wände und Decke sind fast meterdick. Bemerkenswert ist, dass die Kellerräume und eine große Wasserzisterne (Speicher) für Speise-, Brauch- und Löschwasser in den massiven felsigen Untergrund getrieben wurden. Zur Wasserversorgung der Einrichtungen wurde die auf "Kaisers Wiese" gelegene Quelle mit einem massiven Häuschen umbaut und mit einer Pumpanlage versehen. Das "Wasserhäuschen" versorgt noch heute den Berg mit dem notwendigen Nass. Auch den Wasserstand der Zisterne regelten Pumpen und Schwimmer.

Ein 40 kW Hochspannungskabel wurde von Oberlichtenau auf den Berg verlegt. Die Telefonverkabelung erfolgte aus Richtung Großenhain über Königsbrück und Gräfenhain auf den Berg, in dessen Umgebung auch einige Ersatz- und Ausweichobjekte kleinerer Dimension entstanden, z.B. ist die sogenannte weithin sichtbare "Nudelbude" bei Lichtenberg solch ein Überbleibsel aus dieser Zeit. Noch kleinere Stationen, heute nicht mehr sichtbar, befanden sich auf gerader Strecke zwischen den beiden größten Anlagen.

Nach Kriegsende zog für eine kurze Zeit eine Welle der Verwüstung und Plünderung über die Einrichtungen auf dem Keulenberg. Wachpersonal verhinderte schlimmere Zerstörung.

Im Jahre 1946 baute die Pulsnitzer Baufirma Geisler & Brückner den baufälligen Holzturm ab, die eisernen Funktürme wurden abgetragen und verschrottet. Die Landesregierung wies an, die Wehrmachtsgebäude wieder für zivile Zwecke herzurichten.

Im Jahre 1948 zog die erste SED- Kreisparteischule des Kreises Kamenz in die Gebäude ein. In diesem Jahr stürzten Schulungsteilnehmer, darunter auch Oberlichtenauer Bürger, die Augustsäule und das Bismarckdenkmal von ihren Sockeln. Diese Bilderstürmerei, ideologisch verbrämt, missachtete gröblichst die Pflicht zum Schutze kulturellen Erbes.

Am 09.Juli 1949 wurden die Gebäude für ein Kindererholungsheim eingerichtet. Bereits ein

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Jahr später entstand ein Sozialheim für geistig und körperlich behinderte Menschen. In den Jahren von 1950 bis 1961 wurden hier Hilfsbedürftige betreut und gepflegt.

Sie arbeiteten z.B., von Fachpersonal umsorgt, auf dem zugehörigen Heimgut in Oberlichtenau, wuschen für Einrichtungen und Betriebe Wäsche oder schlissen für die Bauern der Umgebung die Hühner- oder Gänsefedern.

Da die Heiminsassen durch ihre tägliche Tätigkeit Kontakt mit der Bevölkerung hatten, sind für die älteren Einheimischen einige Namen wie "Hunde Liesel", "Keulenberg- Otto", "Schleich" oder "Benno", mit denen sich bestimmte Eigenheiten oder Auffälligkeiten dieser Menschen verbanden, noch geläufig. Ihre richtigen Namen bleiben uns unbekannt.

Im Jahre 1950 errichtete der VEB Sachsenwerk Radeberg einen großen brückenartigen Holzturm für eine Messstrecke zur Erprobung und Weiterentwicklung der Fernsehtechnik. In den Folgejahren wurden hier die ersten Fernsehbilder aus Berlin umgesetzt.

Im Rahmen der sogenannten RGW- Vermessung bauten Spezialisten im Jahre 1954 erneut einen 64 m hohen Vermessungsturm, das Wahrzeichen des Berges in dieser Zeit.

In den Jahren 1960 und 1961 führte die Gesellschaft für Sport und Technik des Kreises Kamenz eine republikoffene Motorradgeländefahrt im Kreisgebiet durch. Diese für damalige Verhältnisse anspruchsvolle Strecke führte auch über den Keulenberg, wobei es im Jahre 1961 bei der Auffahrt aus Richtung Reichenbach zu einem Unfall mit tödlichem Ausgang kam.

Aufgrund der politischen Ereignisse im Jahre 1961und der dadurch ausgelösten militärpolitischen Krise wurde das Sozialheim innerhalb weniger Wochen geschlossen und die Insassen in andere Heime verlegt. Das dazugehörige Heimgut in Oberlichetnau übernahm die LPG "7.Oktober". Das gesamte Objekt befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem guten baulichen Zustand, als es erneuert, und jetzt für lange Zeit, für militärische Zwecke vereinnahmt wurde. Das schwärzeste Kapitel in der Geschichte des Berges hatte begonnen: Im Jahre 1962 beschloss die Führung des Machtapparates des Landes die totale Schließung des Berges, der Zutritt zum Gipfelgebiet war für die Öffentlichkeit verboten. Eine Jahrhundertealte traditionsreiche Ära wurde innerhalb kürzester Zeit liquidiert. Die Gründe dafür waren sowohl militärischer als auch politischer Natur und unschwer zu durchschauen:

Demonstration der Machtverhältnisse der DDR;

Die exponierte geographische Lage des Berges für den optimalen Einsatz funk- und funktechnischer Anlagen;

Die Verhinderung des Einblickes auf das Territorium des Truppenübungsplatzes Königsbrück, um "Spionagetätigkeit" vorzubeugen.


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Der nach außen zur Schau gestellte Zweck zur Nutzung des Keulenberges als Schulungsobjekt der Volkspolizei war nur der Deckmantel für andere sicherheitspolitische und militärische Aktivitäten. Regelmäßig fuhren Armee-Einheiten verschiedenster Waffengattungen zu Übungen auf den Berg. Auch die Rote Armee nutzte die strategisch günstigen Bedingungen und bezog oft für längere Zeit Quartier auf dem Gipfel. Nach der politischen Wende 1989 wurde deutlich, dass neben regulären Armee-Einheiten aber auch der Staatssicherheitsdienst und die Bezirkseinsatzleitung der Partei sich den Keulenberg für kriegerische Sandkastenspiele ausgesucht hatten.
Nachdem die Familie Höntzsch aufgrund des verordneten Zwangsverkaufes 1962 ihre Bergbaude verlassen hatte, zog es den 1. Vorsitzenden der SED-Bezirksleitung, Werner Krolikowski, auf den Berg. Er nutzte die Gaststätte für sich und seine Getreuen als Jagddomizil und Ort für die Abhaltung mancherlei Feierlichkeiten. Dich diese Nutzung war nur von kurzer Dauer. Wahrscheinlich erbrachten die Jagdgründe des Keulenberggebietes nicht die erhoffte fette Beute. Das Interesse an der Baude erlosch genauso wie die Verantwortung für die Erhaltung des Gebäudes; der unaufhaltsame Verfall begann. Das Dach stürzte ein, Regen, Wind, Hitze und Schnee ließen bald eine zweite Ruine auf dem Gipfel entstehen. Die Achtung vor Natur, Umwelt und Tradition wurde ein Opfer der Arroganz der Macht, ausufernder Administration durch Parteidiktat und dogmatische Sicherheitsprinzipien.
Die Trümmer der Baude standen im November 1989 als ein mahnendes Symbol für das Ende einer fünfzigjährigen unheilvollen Geschichte aber auch für die Hoffnung auf die Erfüllung des immerwährenden Wunsches vom freien Volk auf freiem Berg!
Der Holzturm der RGW-Vermessung wurde 1968 von einem Sonderkommando der Polizei gesprengt. Anfang der 80er Jahre fiel auch der Versuchsturm von RAFENA-Radeberg.
Im Jahr 1985 übergab die Volkspolizei das Objekt an die Zollverwaltung des Bezirkes Dresden. Das Gelände wurde mit einem neuen Sicherheitszaun, bestehend aus Betonpfählen,

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Maschen- und Stacheldraht, umgeben, der den alten, zum Teil schon verfallenen, Lattenzaun ersetzte. Dabei wurde es mit der Einhaltung der Grundstücksgrenzen nicht so genau genommen. Wanderer, Waldeigentümer und Bürger aus den umliegenden Gemeinden, die diesem so markierten Gebiet zu nahe kamen, wurden sehr unfreundlich behandelt und mit erheblichem Nachdruck, sogar mit Strafandrohung, energisch des Platzes verwiesen.
Diese nochmalige Untermauerung des Status Quo, nämlich die dauerhafte Schließung des Keulenberges, war ein Anzeichen für die sich verschärfenden inneren Widersprüche in der DDR. Eine große Anzahl militärpolitischer Aktionen in diesen Jahren sollte die „politische und parteiliche Wachsamkeit gegenüber dem Klassenfeind erhöhen“. Rings um den Keulenberg und auch darüber hinaus stießen diese neuerlichen Maßnahmen bei den Menschen einhellig auf Unverständnis und Ablehnung. Viele hatten nach dem Abzug der Volkspolizei auf eine positive Veränderung des Zustandes gehofft, denn der Unmut über die Sperrung des Berges hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten auf unterschiedliche Art und Weise, mal lauter mal leiser, artikuliert. Doch die politisch Verantwortlichen scheuten eine sachliche Auseinandersetzung mit diesem Thema, wie der Teufel das Weihwasser. Bezeichnend dafür war z.B. die Äußerung eines kamenzer Parteifunktionärs, der auf einer Maikundgebung im Oberlichtenauer Park in den 60er Jahren drohend ausrief, dass man all den Leuten, die sich gegen die Schließung des Keulenberges äußerten, „aufs Maul klopfen müsse…“. Doch alle Einschüchterungsversuche verhallten in den dichten Wäldern am Berg, und es bedurfte nur eines frischen Luftzuges, um das schwelende Keulenbergfeuer hell auflodern zu lassen. Im Jahre 1986 nahm der Oberlichtenauer Bürger Roland Kirfe die Wahlen zur Volkskammer zum Anlass, die offene Wunde unserer Heimat den politisch Mächtigen erneut vor Augen zu führen. In einer sogenannten Wahleingabe, die damals einzige legale Art, als Bürger seinen Protest gegen politische Missstände auszudrücken und bei der ein Fünkchen Hoffnung auf Erfolg glimmte, setzte er sich mit der Sinnlosigkeit der weiteren Sperrung des Berges auseinander. Hintergrund seiner Überlegungen war der erreichte Entwicklungsstand der Militärtechnik, bezogen auf die Situation, die zur Schließung des Berges 1962 führte. Logisch und rational betrachtet blieb nur ein „Argument“ von damals übrig: Wichtigtuerei und Demonstration der Macht. Das waren aber keine vernünftigen Gründe mehr, den Berg weiter gesperrt zu halten.
Die Folgen der Ausübung „sozialistischer Demokratie“ bekam Roland Kirfe sehr deutlich zu spüren: Über ein Jahr Psychoterror und politische Drangsalierung innerhalb der Partei, Vorwurf der „Parteifeindlichkeit“, der „politischen Provokation“ und des „Infragestellens der Sicherheitsinteressen des Staates, Druckausübung auf seine Ehefrau, mehrwöchentliche Erkrankung. Er wurde gezwungen, unter Androhung von „ganz Schlimmem“ bei Nichterfüllung der Forderungen, öffentlich seine Eingabe zu widerrufen. Im Interesse seiner Familie und gegen seine innerste Überzeugung beendete er diesen Kampf mit der Arroganz der Macht, nichtahnend, dass sich zwei Jahre später die Wahrheit durchsetzen würde und er Genugtuung und Rehabilitierung erhalten sollte. Obwohl die Angst, „etwas zu sagen“ , gerade nach diesem Ereignis sich wieder verstärkte, wurden die Diskussionen um den Berg vor allem vor dem Hintergrund der sich häufenden Massenproteste und Auswanderungswellen, lauter und dringender.  Doch die Staatsmacht beharrte auf ihren alten verknöcherten Positionen.  Noch im Sommer 1989 äußerte sich der damalige Vorsitzende des Rates des Kreises entnervt: „…ich will im Zusammenhang mit dem Keulenberg nichts mehr hören!“ Eine Eingaben an die Sicherheitsabteilung der Volkskammer bleibt unbeantwortet, staatliche Stellen schwiegen beharrlich zu allen Fragen, die

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den Keulenberg betrafen. Die Verbitterung und Enttäuschung über das halsstarrige administrative Verhalten der Behörden sowie ihre permanente Verdrängung und Verneinung von Kulturhistorischen Traditionen beflügelten umso mehr die Aktivitäten beherzter Bürger beim „Kampf um den Berg der Heimat“. Bereits vor der politischen Wende gab es in Oberlichtenau eine „konspirative Gruppe“, die sich mit der Umsetzung des Gedankens zur „Befreiung des Berges beschäftige. Obwohl die Angst vor Repressalien noch immer die Zusammenkünfte der Gruppe begleitete, wurde am 5.11.1989 in Oberlichtenau die „Bürgerinitiative Keulenberg“ gegründet. Von dieser Stunde an koordinierte diese Initiative, deren Sprecher Roland Kirfe war, alle Aktivitäten der Keulenberg-Anliegergemeinden, die die Öffnung des Keulenberges zum Inhalt hatten, unter dem Motto „Der Keulenberg ruft“. Unterschriftensammlungen, Protestschreiben, Forderungskataloge, Einwohnerversammlungen, Gemeindevertretersitzungen nutzte die „Bürgerinitiative Keulenberg“, um die Forderungen zehntausender von Menschen unserer Heimat öffentlich zu machen und den nötigen politischen Druck zu erzeugen. Von Anfang an arbeiteten Bürger aus Königsbrück, Großnaundorf, Höckendorf, Reichenbach und Reichenau in der „Bürgerinitiative Keulenberg“ mit, deren Tun von einer großen Welle der Begeisterung, Unterstützung und Sympathie in Nah und Fern begleitet wurde.
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